Der heilige Ansgar
Ansgar wurde um das Jahr 801 geboren und als Schüler bei den Benediktinern der Abtei Corbie in der Nähe von Amiens in Frankreich großgezogen. Eine Vision seiner in seinem fünften Lebensjahr verstorbenen Mutter soll ihn zum Eintritt ins Kloster bewogen haben. Im Jahre 823 gehörte er zu den zwölf Mönchen, die Corbie verließen, um Nova Corbeia bzw. Corvey an der Weser zu gründen. In dieser Abtei im Sachsenland wirkte er als Lehrer und Prediger.
Zeitlebens soll Ansgar von der Erinnerung an eine Vision getragen gewesen sein, die er als etwa zwanzigjähriger Lehrer in Corbie hatte. Damals habe eine Stimme ihn beauftragt: "Gehe hin! Mit der Krone des Martyriums wirst du zu mir zurückkehren". Deshalb wohl auch hielt es Ansgar nicht in den Klostermauern: 826 war er mit von der Partie, als eine Gruppe von Missionaren an den dänischen Königshof geschickt wurde. Der Dänenkönig Harald hatte sich damals zusammen mit 400 Anhängern in Ingelheim bei Mainz taufen lassen, in der Hoffnung, hierdurch vom Reich Unterstützung für seine Thronansprüche in Dänemark zu erhalten. Die Kirche nutzte diese günstige Gelegenheit zur Mission: Ansgar begleitete Harald beim Feldzug im Norden, doch Harald scheiterte und mit ihm der erste Missionierungsversuch.
Die erste christliche Kirche in Skandinavien
829 wurde Ansgar vom schwedischen König Björn eingeladen. In Birka, einem bedeutenden Handelsplatz der Wikingerzeit, 27 Kilometer westlich von Stockholm, entstand die erste christliche Kirche in Skandinavien. 831 wurde Ansgar von Kaiser Ludwig dem Frommen zurückgerufen. Von der Hammaburg aus, dem Kern für die spätere Stadt Hamburg, sollte er weitere Missionsunternehmen im Norden vorantreiben. Er wurde deshalb zum Missionsbischof ernannt.
Ansgar war entschlossen, seine Arbeit in Skandinavien fortzusetzen. Er reiste 832 nach Rom, wo ihm Papst Gregor IV. den Titel des Erzbischofs und des päpstlichen Legaten für Skandinavien, Dänemark und die Slaven verlieh. In die Hammaburg zurückgekehrt, gründete Ansgar mit Hilfe Ludwigs des Frommen eine Schule und ein Kloster und ließ eine dreischiffige, hölzerne Marienkirche errichten. Ansgar nahm unter dem Schutz des Dänenkönigs Horik I. seine Tätigkeit in Schleswig wieder auf. Aber wenige Jahre später verlor er mit dem Tod seines großen Förderers Ludwig sein Zentrum in Turholt. Die Wikinger plünderten außerdem 845 Hamburg, das sich inzwischen zu einer kleinen Stadt entwickelt hatte. Auch die Missionsstationen in Schweden wurden vernichtet. Schweden und Dänemark kehrten zu ihren alten heidnischen Religionen zurück.
Ansgar wurde nach der Zerstörung Hamburgs von Kaiser Ludwig zum Bischof von Bremen ernannt. Dort errichtete er Spitäler, er kaufte Gefangene frei und setzt sich für die Abschaffung des Sklavenhandels ein.
Der Apostel des Nordens
Im Jahre 851 war eine erneute Mission in Schweden erfolgreich, auch der dänische König Horik II. wurde bekehrt. Er soll von Ansgar gesagt haben: "In meinem Leben habe ich keinen so edlen Mann gesehen und in keinem Sterblichen so viel Treue gefunden wie in Ansgar".
Ansgar reiste 853 persönlich nach Schweden und stiftete dort wie auch in Schleswig Kirchen. 864, nach der Zerstörung Hamburgs durch die Normannen, musste er wieder nach Bremen umziehen und wurde Erzbischof von Hamburg-Bremen. Von Bremen aus leitete er in den letzten Lebensjahren weiter das Missionswesen der Nordländer, baute in Bremen den einschiffigen Dom zur dreischiffigen Basilika um und gründete drei Klöster. Er starb dort 865 nach langer Krankheit.
Wegen seiner Verdienste um die Ausbreitung des Christentums in Schweden, Dänemark und Schleswig nennt man Ansgar den "Apostel des Nordens" bzw. "Apostel Skandinaviens". Da Ansgar bei seiner mühevollen Missionstätigkeit viele Rückschläge erlitt, kann sein Leben durchaus als ein Martyrium gedeutet werden, obwohl er keinen gewaltsamen Tod Ende erleiden musste. Somit wurde die Vision wahr, die er als junger Erwachsener in Corbie gehabt hatte.